Gesundheit ist wichtig, der Stellenwert der Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter im Unternehmen ist höher denn je. Die Begriffe demografischer Wandel, Fachkräftemangel und BGM 4.0 sind für die meisten Unternehmen bestimmende Faktoren im Alltag.
Deshalb verfolgen viele Unternehmen mit dem BGM klare Ziele. In der Studie "BGM im Mittelstand 2019/2020. Das Betriebliche Gesundheitsmanagement in Zeiten der digitalen Transformation" vom Fürstenberg Institut, der ias-Gruppe und der Techniker Krankenkasse wurden erneut - nach 2015 - einige wichtige BGM Maßnahmen für die jetzige Arbeitswelt untersucht. In der heutigen Zeit wandeln sich Arbeitsplätze und Jobprofile zum Teil drastisch. Führungskräfte und Mitarbeiter stehen vor besonderen Herausforderungen, die nicht selten auch zu starken psychischen Belastungen führen. Die reine Verhaltensprävention, also die individuelle Gesundheitsförderung die auf eine Verhaltensänderung des Mitarbeiters ausgerichtet ist, reicht in diesen Veränderungsprozessen nicht mehr aus. Die sogenannte Verhältnisprävention, bei der BGM auf die Rahmenbedingungen des Arbeitens und auf die Aspekte Führung und Zusammenarbeit blickt, sollte an Bedeutung gewinnen. Nur eine geschickte Kombination von Verhaltens- und Verhältnisprävention kann langfristig zu einem erfolgreichen BGM führen.
Die Grundlage für die vorliegende BGM-Studie ist eine Online-Befragung, die im Zeitraum Juni bis September 2019 stattfand. In der Auswertung wurden insgesamt 284 Fragebögen berücksichtigt. Die Studienteilnehmer arbeiten zu einem Drittel in kleineren Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitern (32 Prozent). Großunternehmen mit mehr als 3000 Mitarbeitern finden sich dagegen kaum unter den befragten Unternehmen (nur 6 Prozent) wieder. Die Zielgruppe der Befragung waren Personalverantwortliche, BGM-Experten und Führungskräfte.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick
- Gespräche statt Statistiken: Wo im Jahr 2015 noch die Erfassung von Fehlzeiten und AU-Datenanalyse im Vordergrund stand, wird jetzt auf Nähe zu den Mitarbeitern gesetzt. Interviews, Mitarbeitergespräche und Mitarbeiterbefragungen sind die am häufigsten genutzten Analysetools im BGM. Auch im Bereich der psychischen Gefährdungsbeurteilung gab es im Vergleich zum Jahr 2015 einen Anstieg von 20 Prozentpunkten, womit nun 55,3 % der befragten Unternehmen eine psychische Gefährdungsbeurteilung durchgeführt haben.
- Arbeitsschutz und Bewegungsangebote dominieren: Bei den angewendeten Themenfeldern stehen Angebote im klassischen Arbeitsschutz (76,8%) und Bewegungsangebote von Betriebssport bis Rückenschule (63,0%) auf den vordersten Plätzen. Platz 3 belegen Angebote zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf (52,1%). Hierbei ist zu beachten, dass Angebote im Bereich AuG für den Arbeitgeber gesetzlich verpflichtend sind, wohingegen Angebote aus dem Bereich Gesundheitsförderung, worunter Bewegungsangebote fallen, für den Arbeitgeber freiwillig sind.
- Wenig Digitalisierung im BGM: Der Einsatz digitaler Tools spielt im BGM noch keine große Rolle. Während Wiedereingliederungsmaßnahmen, Führungskräftetrainings und Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie einen sehr hohen Stellenwert im BGM besitzen, ist die Bedeutung besonderer digitaler Tools wie Fitness-Tracker, Gamification-Lösungen oder Virtual Reality sehr gering. Ein Grund dafür könnte sein, dass die Budgets für BGM weiterhin begrenzt und digitale Experimente nicht finanzierbar sind. Webinare und Online-Informationsplattformen zu Gesundheitsthemen haben sich dagegen in vielen Unternehmen etabliert.
Die Studienergebnisse zeigen, dass in den Unternehmen vieles unternommen wird, um die Gesundheit der Mitarbeiter zu fördern. Positiv ist dabei hervorzuheben, dass die Unternehmen mittlerweile vorausschauender und präventiver in der Gesundheitsförderung handeln. Das zeigen die hohen Werte bei der Durchführung von Mitarbeiterbefragungen und Gesprächen, um zu erfahren, wo der Schuh drückt. Auch die Tatsache, dass sich im Vergleich zur Studie 2015 deutlich mehr Unternehmen mit der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen(GB Psych) auseinandersetzen, ist erfreulich.
Es klaffen aber auch zum Teil erhebliche Lücken. Maßnahmen sind oft Eintagsfliegen. Es fehlen überzeugende BGM-Konzepte, um die Umsetzung nachhaltig zu gestalten. Die Studienergebnisse zeigen zudem sehr deutlich: BGM leidet unter mangelnder Zuständigkeit, Zeitkonflikten und fehlender fachlicher Expertise.
Nichtsdestotrotz hat sich im Bereich des BGM in den letzten 5 Jahren sehr viel zum Positiven bewegt und wir hoffen, dass der Trend in diese Richtung weiter anhält, denn: Es gibt tausende Krankheiten, aber nur eine Gesundheit (L. Börne).